eFuels brennen. Akkus nicht so oft.

Das Bild zeigt einen Ölhafen mit Pipeline im Vordergrund - Bild von Erich Westendarp auf Pixabay

Bei der Diskussion um eFuels wird gerne das Argument "Wirkungsgrad" verwendet - und in der Tat schneidet da der Verbrenner nicht so rasend gut ab. Aber auch bei idealen Annahmen ist E-Mobilität auf Sicht keine kurzfristige Lösung, sondern "nur" ein zweifellos erstrebenswertes Zielbild. Meines Erachtens liegt einer der Fehler in der regional begrenzten Betrachtung: bei uns in Deutschland und Europa kann der Energiehunger auf Sicht nicht auf allein auf regenerativem Weg gestillt werden:

  • die Flächen - egal, ob PV, Wind oder Wasser - reichen noch nicht aus und/oder treten in Wettbewerb mit (vorzugsweise ökölogischer) Nahrungserzeugung und/oder Flächenversiegelung.
  • die Netze sind (noch) nicht ausgebaut, (noch) nicht intelligent genug
  • es gibt (noch) nicht genug Speicher

Das mag in 30-40 Jahren anders aussehen, aber der Weg dahin ist noch zu gehen.

Christian Lindners Porsche - und die Tuk-Tuks

Man kann als Hausbesitzer mit PV auf dem Dach und zwei E-Autos in der Garage (der ich übrigens bin) freilich das hohe Lied der Energiewende pfeifen und anderen erklären, wie es geht. Das halte ich aber für einen eher naiven Ansatz, und ist auch ein wenig snobistisch gegenüber jenen, die sich das nicht leisten können.

Spätestens, wenn wir mal über den Tellerrand schauen: heute und mittelfristig brauchen wir weiterhin große Schiffe und Flugzeuge. Und Milliarden Menschen in Indien, Afrika und China, essen und halbwegs anständig leben - und brauchen dafür auf Sicht eher noch mehr Verbrennungsmotoren. Was man als E-Mobil-Romantiker nämlich gerne vergisst, dass es nicht nur um den Porsche von Lindner geht, sondern auch um hunderttausende Tuk-Tuks und die Maschinen indischer Kleinbauern, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen.

Was tun? Knallt die Wüsten voll!

Wie schaffen wir Klimaneutralität also so schnell wie möglich, ohne massiv & weltweit Menschenrechte durch Planwirtschaft zu opfern oder gar einen Zivilisationsbruch zu riskieren?

Warum also nicht die arabische( Wüste (oder andere) mit PV zuknallen, Gas und eFuels erzeugen und die eh vorhandene Infrastruktur (Terminals, Pipelines, Tanker ...) zur Verteilung nutzen? Da ist der Wirkungsgrad erstmal egal.

Das dort super-günstig erzeugte Gas kann man zum Transportieren von Energie verwenden und bei uns mit effizienten (vorhandenen!) Kraftwerken verstromen. Ja. bescheidener Wirkungsgrad - aber in Summe klimaneutral. Ich meine: im Moment verstromen wir Braunkohle!

Was im Glaubenskrieg auch gerne übersehen wird: die Zeiträume - man rettet die Welt nicht mit einem Masterplan, sondern Schritt für Schritt. Sind eFuels mittelfristig (20-30-40 Jahre) sinnvoll? Ja, siehe oben, zumindest, wenn wir keine Fossilen oder Kernkraft verwenden wollen.

Sind eFuels langfristig sinnvoll (> 50 Jahre)? Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, Elektromotoren werden sich aufgrund der unbestreitbaren Vorteile gegenüber Wärmemaschinen durchsetzen, vermutlich sogar ohne Subventionen.  

Noch ein bisschen Metaebene - Freiheit.

Verzicht auf Individualverkehr, intelligente Netze, all das mag "vernünftig" sein, bedeutet aber auch Abhängigkeit des Einzelnen vom Kollektiv. Und an der Stelle verstehe ich viele Liberale nicht, die diesen Aspekt der Diskussion so völlig diskussionslos oder den Versuch einer Abwägung opfern.