The End Of Agile

Post-It-Zettel, die an einer Planungswand hängen

In den letzter Zeit* häufen sich in meiner Blase die ... nennen wir es mal: "kritischen Stimmen" zu agiler Entwicklung.

Und in der Tat gärt da in mir auch etwas. Ich meine: müssen wir nicht ein modernes, cooles Konzept hinterfragen, wenn sogar in Banken und Versicherungen auf breiter Front angekommen ist? Sollten wir also aussteigen und etwas besseres finden? Bevor am Ende noch deutsche Behörden damit anfangen, ihr Tagesgeschäft agil zu machen (Kopfkino-Aufgabe: wie witzig wäre das, obwohl es eigentlich nicht witzig wäre?) ...

Meine Beobachtung in der Praxis: die agilen Grundideen sind vermutlich nach wie vor aktuell, werden aber in der Praxis ignoriert. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, sie wurden nicht verstanden oder gar gelesen.

Beispiele:

  • Der Sinn von Sprint-Zyklen ist meines Erachtens, dass das Teammitglieder in Ruhe arbeiten können. Passt für mich. Allerdings: Wenn am Tag nach dem Sprintwechsel klar wird, dass die Story keinen Nutzen stiftet, sollten wir statt dessen vielleicht was anderes aus dem Backlog ziehen.
  • "Bei den Akzeptanzkriterien Deiner User-Story fehlt aber noch das dritte QS-Merkmal von links!"
  • Stichwort "Taskbloating" - das Team hat ein Set von Aufgaben bereits für zwei Bounded Contexte durchgeöckelt, jetzt steht es zum dritten Mal an. Im Planning verwenden wir sicherheitshalber den Default-Vorschlag des Architekten vom ersten Mal. Obwohl wir wissen, dass wir es nur kopieren müssen. Und so nur grob 10 % des Aufwandes haben, der schon beim ersten Mal mit Puffer geschätzt war. Geschenkter SelbstschutzPuffer.
    Das hier spuckt übrigens eine "meiner" AIs zum Thema "Task Bloating" aus:
  • <hier packe ich im Lauf der Zeit weitere Anekdoten rein>

*) "In letzter Zeit" heißt "in letzter Zeit bei mir auf dem Radar erschienen" - spricht nicht zwingend für mein Radar, zugegeben ...

Reader:

  • The age of Agile must end
    Vor 30 Jahren hat die Technologiebranche versucht, Lean-Praktiken zu importieren - und ist gescheitert. Anstelle von "kontinuierlicher Verbesserung" kam der Fortschritt zum Stillstand. Agiles Vorgehen ist unvereinbar mit UX-Forschung, Design und skalierbarer Entwicklung. Das wird immer so bleiben. Es ist an der Zeit, einen neuen operativen Standard zu schaffen.
  • I’ve been employed in tech for years, but I’ve almost never worked
    Als Twitter im Jahr 2022 die Hälfte seiner Mitarbeiter entließ und die meisten Tech-Giganten diesem Beispiel folgten, war ich nicht überrascht. Ich denke sogar, dass sich für diese Unternehmen wenig ändern wird. Nachdem ich jahrelang in der Tech-Branche tätig war, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die meisten Menschen in der Tech-Branche nicht arbeiten. Ich meine nicht, dass wir nicht hart arbeiten; ich meine, dass wir fast gar nicht arbeiten. Nada. Nix. Und wenn wir doch etwas arbeiten, dann bringt es dem Unternehmen und seinen Kunden oft nur einen geringen Mehrwert. Und das alles, während wir für eine Summe bezahlt werden, von der manche Leute nicht einmal träumen würden.
    <Update am 17.4.2023>
    Ich bin nicht sicher, ob das cool ist oder dreist: Golem hat diesen Artikel übersetzt. Und mir kann keiner erzählen, dass das "per Hand" geschehen ist:
    https://www.golem.de/news/tech-branche-wir-arbeiten-nicht-null-2304-173002.html
  • Agile is Dead, McKinsey Just Killed It
    Die agile Bewegung hat die Arbeitsweise von Technologieunternehmen revolutioniert und war eine wichtige treibende Kraft hinter Erfolgen wie Google, Facebook und Airbnb. Doch zwei Jahrzehnte nach ihren Anfängen ist die Bewegung nun tot. Den letzten Schlag versetzte ihr McKinsey, das kürzlich ein "agiles Transformationsbüro" einführte.

Die Linkbeschreibungen sind aus den jeweiligen Texten entnommen und - sofern dort nicht deutsch - mit Deepl übersetzt.